Ausblick Weltwirtschaft 2024

27. Dezember 2023 – Ausblick Weltwirtschaft 2024 – 10 Schlüsselthemen für Unternehmen 

Das vergangene Wirtschaftsjahr war von hoher Inflation, steigenden Zinsen und angespannten Lieferketten gezeichnet. Die Gewinnmargen der Unternehmen gerieten unter Druck, viele Firmen mussten auf ihre Cash-Reserven zurückgreifen und die Insolvenzzahlen sind in vielen Ländern bereits wieder so hoch wie vor der Pandemie. Wie wird sich die Weltwirtschaft 2024 entwickeln? Wir haben zehn Schlüsselthemen analysiert, die das nächste Jahr prägen. 

  1. Super-Wahljahr bringt Unsicherheit: 2024 wählt die europäische Bevölkerung ihre EU-Vertreter, die portugiesischen, belgischen, indischen, mexikanischen und britischen Wähler stimmen über ihre Parlamentsabgeordneten ab und die USA, Mexiko, Taiwan und Rumänien werden neue Präsidenten wählen. Auch in Österreich stehen im Herbst Nationalratswahlen an. Angesichts der vielen ungewissen Wahlausgänge werden Haushalte und Unternehmen wahrscheinlich abwarten und wichtige wirtschaftliche Entscheidungen – von größeren Anschaffungen bis hin zu umfangreichen Investitionen – aufschieben.
  2. Ist die Rezession vorbei? Unser Expertenteam erwartet eine weiche Landung in der Eurozone und in den USA. Allerdings dürfte in Europa im ersten Halbjahr 2024 das Risiko einer längeren Rezession steigen, da nur 60 Prozent der Leitzinserhöhung an die Kreditnehmer weitergegeben wurden. Für 2024 prognostizieren wir daher ein BIP-Wachstum von +0,8 Prozent für die Eurozone, +1,4 Prozent für die USA, +4,6 Prozent für China und +0,6 Prozent für Großbritannien.
  3. Disinflation gewinnt an Schwung: Aufgrund der nachlassenden Nachfrage und positiver Basiseffekte bei Energie und Nahrungsmitteln gewinnt die Disinflation an Schwung. Wir gehen davon aus, dass die Zentralbanken ihren Kurs früher als von den Ökonomen erwartet (d.h. im Sommer 2024) ändern werden, da es Zeit braucht, um einen überhitzten Arbeitsmarkt abzukühlen. Tatsächlich üben die Dienstleistungsinflation und das Lohnwachstum weiterhin Inflationsdruck aus – auch in Österreich mit seinem starken Dienstleistungssektor. Bis Ende 2024 erwarten wir Leitzinsen in Höhe von 4,5 Prozent in den USA, 3,5 Prozent in der Eurozone und 4,5 Prozent in Großbritannien.
  4. Unternehmen müssen das Ruder selbst in die Hand nehmen: Die fiskalischen Sicherheitsnetze in Europa lösen sich langsam auf, da sich die meisten Länder verpflichtet haben, ihre Haushaltsdefizite moderat zu reduzieren. Der deutschen Regierung ist zwar in letzter Minute eine Einigung über den Haushalt gelungen, dies wird allerdings keine großen Impulse für die Wirtschaft bringen. In den USA bleibt die Haushaltskonsolidierung vorerst ein Lippenbekenntnis.
  5. Welthandel erholt sich: Der Welthandel sollte sich nach zwei Jahren mit unterdurchschnittlichem BIP-Wachstum leicht erholen. Da die europäischen Länder ihre Handelsrezession hinter sich lassen und die asiatischen Länder (ohne China) weiterhin von der Restrukturierung der globalen Wertschöpfungsketten profitieren, werden sie den Aufschwung anführen. Darüber hinaus dürften die Lagerbestände bei den Unternehmen langsam abgebaut sein, was ebenfalls zum Aufschwung beitragen wird.
  6. China bleibt der Anti-Held: Zu Beginn des Jahres waren die Hoffnungen groß, dass die chinesischen Verbraucher die Weltwirtschaft ankurbeln würden. Doch China kämpft nach wie vor mit einem angeschlagenen Immobilienmarkt, und das Verbrauchervertrauen bleibt gedämpft. Um einen Teil der Verluste auf den globalen Exportmärkten und der schwachen Inlandsnachfrage auszugleichen, hat China seine politische Unterstützung erhöht und wird sie beibehalten, während es gleichzeitig seine Investitionen im Ausland erhöht, um seinen Einfluss zu festigen.
  7. Schwellenländer bekommen Inflation in den Griff: Obwohl viele Schwellenländer mit höheren Finanzierungskosten und einem manchmal angespannten sozialen Umfeld zu kämpfen haben, sollte es ihnen gelingen, die Inflation einzudämmen. Sinkenden Zinssätzen, der schwächere Dollar und geringeren Haushaltsdefiziten tragen zu einer Entspannung bei. Aber es wird kein Spaziergang, denn politische Fehler könnten die bisherigen Erfolge zunichtemachen. Länder wie Ägypten, Argentinien und Ghana werden aufgrund ihrer hohen Schulden, die teuer refinanziert werden müssen, weiterhin vor großen Hürden stehen.
  8. Insolvenzen nehmen zu, einige Branchen leiden: Die Zahl der Insolvenzen steigt in den meisten Ländern, auch in Österreich, wo dieses Jahr so viele Firmen wie zuletzt vor 10 Jahren insolvent wurden. Es scheint eine Kluft zu geben zwischen KMU, die mit Liquiditätsproblemen kämpfen, und größeren Unternehmen, die weiterhin widerstandsfähig sind. Steigende Zinsen dürften die Rentabilität und Liquidität weiter beeinträchtigen, während sich das Umsatzwachstum abschwächt. Einige Sektoren wie Immobilien, erneuerbare Energien und Bau befinden sich inmitten des Sturms mit hohen Verschuldungsgraden, abschreibbaren Vermögenswerten und einem hohen Finanzierungsbedarf sowohl für Betriebskosten als auch für Investitionen.
  9. Langfristige Zinsen bleiben hoch: Es ist unwahrscheinlich, dass die langfristigen Zinsen bis 2024 deutlich sinken, da die politischen Sparmaßnahmen bereits eingepreist sind und das Angebot den Aufwärtsdruck aufrechterhalten wird. In den fortgeschrittenen Volkswirtschaften dürften Aktien bei erhöhter Volatilität Renditen von rund 5 Prozent erzielen. Die Spreads von Unternehmensanleihen haben sich als widerstandsfähig erwiesen, was auf das Vertrauen des Marktes in eine weiche Landung hindeutet. Während die Aussichten insgesamt vorsichtig optimistisch sind, sollten potenzielle Risiken in bestimmten Marktsegmenten (z.B. Gewerbeimmobilien, Energie usw.) im Auge behalten werden.
  10. Liquiditätsknappheit verschärft sich: Trotz des schwierigen Umfelds sowie finanzieller Risse, die durch die kurzzeitige Bankenkrise in den USA sichtbar wurden, haben die Märkte den zunehmenden Liquiditätsdruck ignoriert. Wir gehen davon aus, dass sich die Liquiditätsverknappung weiter verschärfen und den Druck auf die Spreads der Unternehmen erhöhen wird. Die Risiken scheinen jedoch nicht systemisch zu sein, da sowohl aufseiten der Unternehmen als auch auf Seiten der politischen Entscheidungsträger noch Spielraum vorhanden ist.

 

Die gesamte Studie von Allianz Trade ist hier als Download abrufbar. 

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