Teure Kredite und verschärfte Vergaberichtlinien könnten Unternehmen zu schaffen machen.
Prognose: Steht Unternehmen 2023 ein Zinsschock bevor? Teure Kredite und verschärfte Vergaberichtlinien könnten Unternehmen zu schaffen machen.
- Steigende Kreditkosten: Bankzinsen für Unternehmen könnten in Europa im ersten Halbjahr 2023 um durchschnittlich 200 Basispunkte teurer werden
- Banken verschärfen die Richtlinien zur Vergabe von Unternehmenskrediten
- Margen unter Druck: Steigt der Leitzins im ersten Halbjahr weiter, könnten das die Margen der Unternehmen um -3 Prozentpunkte schmälern (Österreich: -3,3 Prozentpunkte)
Wien, 04. Dezember 2022 – Bis vor Kurzem war die Kreditdynamik in Europa trotz steigender Zinsen und schlechter Wirtschaftsprognosen günstig. Im September lag die Zahl der gewährten Unternehmenskredite bei +8,9 Prozent über dem Vorjahresniveau. Dies dürfte sich laut einer Studie von Kreditversicherer Acredia gemeinsam mit Allianz Trade* bald ändern. „Unternehmenskredite werden voraussichtlich im ersten Halbjahr 2023 in Europa und damit auch in Österreich nicht nur teurer werden, sondern auch schwerer zu bekommen sein“ so Michael Kolb, Vorstand von Acredia.
Zinssätze der Unternehmenskredite werden bis Mitte 2023 ansteigen
Nach einem Jahr mit stabiler Vergabepolitik, zeigen sich die Banken in der aktuellen Umfrage der EZB zunehmend risikoscheu. Die steigenden Zinsen erhöhen die Kosten, in der Folge verschärfen die Institute ihre Vergaberichtlinien. Dieser Trend dürfte weiter anhalten und das Angebot an Unternehmenskrediten in den nächsten Monaten erheblich einschränken, ähnlich wie in der Anfangsphase der Covid-Krise. „Zwar sehen wir noch keine Kreditklemme“, so Kolb, „aber Unternehmen mit einem niedrigen Kreditrating oder einer hohen Schuldenquote werden es in den nächsten Monaten schwer haben.“
„Traditionell liegt die Quote, mit der Zinssteigerungen von den Banken weitergereicht werden, bei den Unternehmen höher als bei den Haushalten“, so Kolb weiter. „Angesichts dessen gehen wir davon aus, dass die Unternehmenskredite in Europa im ersten Halbjahr 2023 um durchschnittlich 200 Basispunkte steigen werden, in Österreich liegt die Prognose bei 199 Basispunkten.“ Sollte es allerdings bis Mitte 2023 weitere Zinsschritte der EZB geben, könnten die Kreditzinsen für Europas Firmen um weitere 200 Basispunkte anziehen und dadurch die Margen um -3 Prozentpunkte schmälern (Österreich: -3,3 Prozentpunkte).
Geringere Deckung der Zinskosten
Unternehmen mit unzureichender Kapitaldecke könnten in Folge in eine wirtschaftliche Schieflage geraten. „Große Firmen haben die Finanzierung für das nächste Jahr bereits aufgestellt“, erzählt Kolb. „Wenn ein Unternehmen aber von seinen Bargeldreserven zehren muss, dann funktioniert das nur solange, wie die Rezession moderat bleibt und die Energiepreise nicht weiter steigen.“ Ein Frühindikator für wirtschaftliche Probleme ist eine Abnahme der Deckung der Zinskosten. So fiel die Deckung in der Eurozone von 5,6 im 3. Quartal 2021 auf 3,2 im 2. Quartal 2022, in Österreich sogar von 11 auf 5,7.
Die vollständige Studie von Acredia und Allianz Trade finden Sie hier: Europe: How big will the interest rate shock be in 2023? (pdf).
*Allianz Trade ist eine Marke von Euler Hermes
Zum Herunterladen:
Foto: Michael Kolb
Rückfragehinweis:
Sabine Stepanek, Pressekontakt Acredia Versicherung AG Tel.: +43 (0)5 01 02-2151, E-Mail: sabine.stepanek@acredia.at
Susanne Wegscheider, Agentur com_unit Mobil: +43 664 280 16 18, E-Mail: susanne.wegscheider@comunit.at
Über die Acredia-Gruppe
Acredia ist mit einem Marktanteil von über 50 % und einem Gesamtobligo von mehr als 29 Milliarden Euro Österreichs führende Kreditversicherung und schützt offene Forderungen im In- und Ausland.
Acredia steht im Eigentum einer Managementholding – 49 % hält die Euler Hermes AG, Hamburg und 51 % die Oesterreichische Kontrollbank AG, Wien. Der Umsatz der Acredia-Gruppe beträgt insgesamt 83,5 Millionen Euro. Acredia hat sich für das Gütesiegel „equalitA“ des Bundesministeriums für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort qualifiziert und zählt damit zu Österreichs Unternehmen, die innerbetriebliche Frauenförderung aktiv leben.