Deutsche Grenzkontrollen verteuern Waren und verursachen wirtschaftliche Einbußen

Die temporär eingeführten, stichprobenartigen deutschen Grenzkontrollen, um die illegale Einwanderung in die Bundesrepublik zu begrenzen, könnten im Gegenzug die deutsche Wirtschaft weiter schwächen. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Analyse von Kreditversicherer Acredia in Zusammenarbeit mit Allianz Trade. Durch die erwarteten Wartezeiten und Staus dürften sie zu erheblichen Verzögerungen im innereuropäischen Verkehr führen, zu teureren Waren, gestörten Lieferketten und letztlich zu Einbußen für die deutschen Unternehmen und die Wirtschaft. Zudem sind sie mit Einschränkungen und zusätzlichen Kosten für den Personenverkehr verbunden, was sich negativ auf den Tourismus in Deutschland sowie auf die Mobilität von Grenzpendlern auswirken könnte.

Die Deutschen Grenzkontrollen belasten auch Österreichs Wirtschaft. Die Warenexporte nach Deutschland könnten um 54,8 Millionen Euro sinken, die Dienstleistungsexporte um 20,3 Millionen Euro. Den Österreichischen Unternehmen droht damit ein Exportrückgang von insgesamt 75,2 Millionen Euro pro Jahr.

Die zusätzlichen Wartezeiten an den Grenzen dürfte die Transport- und Warenkosten für Importe um rund 1,7 Prozent erhöhen (Dienstleistungen: 1,5 Prozent) und damit sowohl das Handelsvolumen insgesamt als auch die Wettbewerbsfähigkeit verringern, die bei deutschen Herstellern aktuell bereits auf einem niedrigen Niveau liegt. Die temporären Grenzkontrollen ziehen eine Kettenreaktion nach sich: Der Handel könnte bis zu 1,1 Mrd. Euro pro Jahr verlieren. In der Folge könnten sich Rezessionsrisiken weiter verstärken und möglicherweise zu wirtschaftlichen Einbußen beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) von bis zu rund 11,5 Mrd. EUR führen.

 

Von gut 3 auf 23 Minuten: Reisezeit auf Transitrouten verlängert sich erheblich

Unter normalen Umständen dauert ein typischer Grenzübertritt innerhalb des Schengen-Raums durchschnittlich 3,34 Minuten. Allerdings können selbst vorübergehende Grenzkontrollen den Verkehr erheblich verlangsamen, da es zu Verzögerungen durch Kontrollen oder Staus aufgrund eines verringerten Verkehrsflusses und einer ineffizienten Infrastruktur kommen kann. Die Situation dürfte dabei vergleichbar mit Kontrollen an den Schengen-Außengrenzen sein: Dort deuten Reise- und Entfernungsdaten darauf hin, dass ein Grenzübertritt mit stichprobenartigen Kontrollen auf einer Transitroute die Reisezeit um 20 Minuten verlängern kann. Angesichts der Rolle Deutschlands als wichtiges Transitland in Europa könnten diese Entwicklungen zu erheblichen Verzögerungen und höheren Kosten für Unternehmen führen, die im internationalen Handel innerhalb Europas tätig sind. Die Zunahme der Wartezeiten, insbesondere an stark frequentierten Grenzübergängen wie beispielsweise der deutsch-niederländischen Grenze, an der täglich etwa 1.000 Lastwagen verkehren, könnte die rechtzeitige Lieferung von Waren erheblich beeinträchtigen.

 

Verzögerung mit Folgen: bis zu 8 Prozent weniger Importe im Wert von bis zu 1,1 Mrd. EUR

Durch die Verzögerungen an den Grenzen rechnet Acredia nicht nur mit steigenden Kosten, sondern auch mit Lieferkettenstörungen sowie mit einem Rückgang der Importe nach Deutschland um möglicherweise rund 8 Prozent. Da etwa zwei Drittel der deutschen Importe über die Landgrenzen erfolgen, bedeutet dies einen jährlichen Rückgang von insgesamt bis zu 1,1 Milliarden Euro. Mit Wegfall dieser Importe können teilweise weniger Endprodukte hergestellt werden oder die Unternehmen müssen mehr und teure Lagerhaltung betreiben, weil die Just-in-Time-Produktion der Industrie eingeschränkt ist.

Die drohenden wirtschaftlichen Auswirkungen setzen die deutsche Industrie zusätzlich unter Druck. Verzögerungen im Warenverkehr könnten erhebliche Auswirkungen haben, insbesondere für Sektoren, die stark vom grenzüberschreitenden Handel abhängig sind.

 

Branchen unterschiedlich stark von höheren Handelskosten und Importrückgängen betroffen

Unter den am stärksten betroffenen Sektoren ist der Bildungs- und Freizeitsektor. Durch die Einschränkungen im Personenverkehr mit Staus werden weniger Freizeitdienstleistungen wahrgenommen, die mit einem Grenzübertritt verbunden sind, wie beispielsweise bei Tagesausflügen oder Wochenendtrips (Importverluste: -2 Mio. EUR). Aber auch die Lebensmittelbranche dürfte mit einem Anstieg von 2,6 Prozent bei den Handelskosten konfrontiert sein (Importverluste: -62 Mio. EUR), die Handelsdienstleistungen mit +2,4 Prozent (Importverluste: -55 Mio. EUR) und die Transportdienstleistungen mit +1,8 Prozent (Importverluste: -51 Mio. EUR). Beim Maschinenbau sowie in der Chemie- und Pharmaindustrie ist der prozentuale Kostenanstieg mit +1,2 Prozent und +2,3 Prozent zwar etwas geringer, aber durch die hohen Handelsvolumina ergibt sich hier ein erheblicher Rückgang der Importe um 147 Mio. EUR bzw. 142,1 Mio. EUR prognostiziert, was die Bedeutung für die deutsche Wirtschaft unterstreicht.

Solche Verzögerungen könnten den Status Deutschlands als wichtiger Transitknotenpunkt für den europäischen Handel gefährden und ihn für Unternehmen, die auf eine effiziente Logistik angewiesen sind, weniger attraktiv machen. Deutsche Unternehmen, die bereits mit Wettbewerbsdruck und Herausforderungen in der globalen Lieferkette zu kämpfen haben, könnten durch diese neuen Kontrollen weiter belastet werden.

Die gesamte Studie von Allianz Trade ist hier als Download abrufbar.

Inhaltsverzeichnis:

Das könnte Sie auch interessieren

Mehr Content von ACREDIA

FAQ

Welche Vorteile bietet mir eine Kreditversicherung?

Eine Kreditversicherung schützt Ihr Unternehmen zuverlässig gegen Zahlungsausfälle, sichert Ihre Liquidität, bietet Ihnen einen transparenten Blick auf die Bonität Ihrer Kundinnen und Kunden, beugt gegen eine eigene Insolvenz vor und trägt so zur finanziellen Stabilität Ihres Unternehmen bei.

Eine Kreditversicherung prüft die Bonität Ihrer Kundinnen und Kunden, analysiert Länder- und Marktrisiken, beobachtet das Zahlverhalten von Unternehmen und sichert offene Forderungen gegen Zahlungsausfälle ab. Sie ist wichtig, um geschäftliche Chancen nutzen zu können und gleichzeitig deren Risiken abzusichern und die eigene Liquidität zu erhalten.

Wir arbeiten eng mit unseren Kundinnen und Kunden zusammen, um individuelle Bedürfnisse zu verstehen und maßgeschneiderte Lösungen anzubieten. Sie werden persönlich von uns beraten und bei jedem Schritt unterstützt.

Falls einer Ihrer versicherten Kundinnen oder Kunden nicht zahlt, übernehmen wir die Forderung und leiten die notwendigen Schritte zur Eintreibung ein.

Sie haben noch Fragen?

Kontaktieren Sie uns und wir klären Ihre offenen Fragen gerne.

Kontakt per Telefon:

Kontakt per Mail: