Frauenpolitische Themen brauchen mehr Öffentlichkeit, auch in der Digitalisierung
Die diesjährige Studie von MediaAffairs in Kooperation mit Acredia, Arbeiterkammer Wien und Sanofi beleuchtet die Präsenz von Frauen in der Medienberichterstattung. Besonderer Fokus lag dabei auf dem Thema Digitalisierung, in dem Frauen massiv unterrepräsentiert sind.
Volumen gestiegen, Vielfalt verloren
Die Ergebnisse der Studie sind ernüchternd: insgesamt stieg zwar das Berichtsvolumen im Vergleich zum Vorjahr leicht an. Allerdings dominierte ein einziges Thema, die Gewalt an Frauen. Über Lohngerechtigkeit, Frauen am Arbeitsmarkt, Frauenarmut oder Frauenpensionen wurde hingegen nur anlassbezogen berichtet. Frauenpolitische Anliegen rückten in der Pandemie weiter in den Hintergrund und das, dabei trugen Frauen wesentlich zur Systemerhaltung bei.
Obwohl mehr als die Hälfte der österreichischen Bevölkerung Frauen sind, lag die Bildpräsenz von Frauen in den bundesweiten Medien im Schnitt bei 30 Prozent, in der Wirtschaftsberichterstattung sogar nur bei 15 Prozent. Das Ergebnis spiegelt wider, dass Frauen in den Managementboards noch immer eine Minderheit sind. Gleichzeitig verzerrt es aber die Realität, denn gut ein Drittel der heimischen Unternehmen wird von Frauen geführt und fast die Hälfte der Start-ups haben Frauen im Gründungsteam.
Digitalisierung braucht weibliche Intelligenz
Die Digitalisierung beeinflusst und verändert sämtliche Lebensbereiche, unsere Gesellschaft und die Wirtschaft. „Bei so weitreichenden Auswirkungen auf unser Leben ist es wichtig, dass Frauen die Digitalisierung mitgestalten“, fordert Gudrun Meierschitz, Vorständin beim österreichischen Kreditversicherer Acredia. „Gerade im Finanzdienstleistungsbereich sind wir mit einer Fülle von digitalen Chancen und Risiken konfrontiert: Cybercrime, Kryptowährungen und digitale Produktentwicklungen sind nur einige der Herausforderungen, für die wir mehr weibliche Expertise benötigen.“
Wo mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz Jobs vermittelt oder Kredite vergeben werden, kann fehlende Diversität zu Diskriminierung oder Missverständnissen führen. „Wer glaubt, KI sei „neutral“, erliegt einem Irrtum“, warnt Studienautorin Maria Pernegger, Geschäftsführerin von MediaAffairs. „Sie wird mit menschlicher Intelligenz, menschlichem Mindset und Priorität entwickelt – und die sind meist männlich. Solch monoton geschaffene Systeme sind dann mitunter fehleranfällig, schließen Frauen oder Minderheiten aus und liefern vorprogrammiert nicht die besten Ergebnisse. Darin birgt sich ein enormes gesellschaftliches Risiko.“
Hidden Figures vor den Vorhang holen
Frauen sind in der Informations- und Kommunikationstechnologie massiv unterrepräsentiert, obwohl es in den 1950er und 1960er Jahren vorwiegend weibliche Programmiererinnen waren, die den Anfang der Digitalisierung prägten. Um den Frauenanteil im IKT-Bereich zu erhöhen, braucht es einen besseren Zugang zu Weiterbildung, frühkindliche Förderung der Digital-Skills, Überdenken von Geschlechtsstereotypen und eine offensive Förderung von Frauen im STEM-Bereich (Quelle: McKinsey Global Institute). Und es braucht eine bessere Sichtbarkeit von IT-Expertinnen und Frauen in der Digitalbranche. Heute ist genau das Gegenteil der Fall.
Lediglich ein Viertel der personalisierten Digitalisierungsberichterstattung kann Frauen zugeordnet werden. Bemerkenswert ist dabei, dass der Anteil von 29 Prozent im Jahr 2019 auf 25 Prozent im Jahr 2021 gesunken ist. Im selben Zeitraum stieg jedoch die Berichterstattung zu Digitalthemen um über 50 Prozent. Frauen konnten also vom gestiegenen Interesse an Digitalisierung nicht profitieren.
„Vor mehr als einem halben Jahrhundert haben Frauen maßgeblich dazu beigetragen, Menschen ins Weltall zu schicken. Weitere 50 Jahre hat es gedauert, diese Tatsache sichtbar zu machen. Machen wir Frauen als Unternehmerinnen, Frauen als Vorreiterinnen in der Digitalisierung, Frauen als Zukunftsgestalterinnen noch mehr und deutlicher sichtbar“, appelliert Meierschitz an Politik, Gesellschaft und Medien.
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