Neue Zollsätze treffen Unternehmen: 14 Prozent weltweit und 12 Prozent in der EU
Wien, 10.09.2025 – Der Handelskonflikt kennt keine Sommerpause. Zwar haben sich die Europäische Union (EU) und die USA zuletzt auf ein Abkommen geeinigt, doch in anderen Regionen mehren sich neue Zollmaßnahmen. Laut aktuellen Berechnungen von ACREDIA – internationaler Kreditversicherer im Allianz Trade Netzwerk – und Allianz Research lag der effektiv erhobene US-Zollsatz im Juli bei 10 Prozent. Damit blieb er zwar unter den Erwartungen (13 Prozent), dürfte aber in den kommenden Monaten auf rund 14 Prozent klettern. Entscheidend dafür, dass die Belastung nicht noch stärker ausfiel: Unternehmen verlagern Handelsströme und bauen ihre Lieferketten um.
„Zölle bleiben ein permanenter Unsicherheitsfaktor für Unternehmen weltweit“, sagt Gudrun Meierschitz, Vorständin von ACREDIA Versicherung AG. „Unsere Analysen zeigen jedoch auch: Viele Firmen reagieren bemerkenswert schnell. Sie diversifizieren ihre Märkte und richten ihre Lieferketten neu aus, um die Folgen abzufedern.“
Handelsströme in Bewegung
Besonders sichtbar wird diese Entwicklung in den USA: Importe aus China machten im Juli 2025 nur noch 9 Prozent der Gesamtimporte aus, nach 14 Prozent im Vorjahr. Gleichzeitig stieg der Anteil von Lieferungen aus Südostasien, Indien und Taiwan von 17 Prozent auf 24 Prozent. Diese Umsteuerung drückte den effektiven Zollsatz nach unten. Ohne Diversifizierung wäre er auf etwa 17 Prozent gestiegen.
Der Spielraum für weitere Verlagerungen ist allerdings begrenzt. Zusätzliche Produktions- und Lieferkettenanpassungen würden erhebliche Investitionen erfordern. Gleichzeitig stehen weitere Produkte auf der US-Untersuchungsliste. Sollten neue Zölle beschlossen werden, dürfte der durchschnittliche US-Zollsatz nochmals steigen – mit spürbaren Mehrbelastungen für die Unternehmen.
EU-Zölle: Hoffnung für die Autoindustrie
Auch für europäische Exporteure bleibt die Lage angespannt. Der effektive US-Zollsatz auf EU-Importe stieg zuletzt auf 13 Prozent (nach 10 Prozent im Juni und nur 1 Prozent im Jahr 2024). Er könnte jedoch auf rund 12 Prozent sinken, sofern die Zölle auf EU-Autos von 27,5 Prozent auf 15 Prozent reduziert werden. Bedingung ist die Zustimmung des Europäischen Parlaments sowie die gleichzeitige Abschaffung europäischer Zölle auf US-Industriegüter und Agrarprodukte.
„Eine Genehmigung des Abkommens könnte europäischen Unternehmen helfen, in den USA verlorene Marktanteile zurückzugewinnen, vor allem in der Automobilindustrie, die zuletzt stark unter der Unsicherheit und den neuen Zöllen gelitten hat“, sagt Meierschitz.
Nach der aktuellen Branchenrisikoanalyse von Allianz Trade haben sich die Risiken im Automobilsektor weltweit verschärft. Allein die deutschen Autoexporte in die USA gingen im ersten Halbjahr 2025 um 7 Prozent zurück. Selbst wenn die US-Zölle auf europäische Autos von 27,5 Prozent auf 15 Prozent gesenkt werden, liegen sie damit noch immer weit über dem früheren Satz von 2,5 Prozent – ein erheblicher Wettbewerbsnachteil für die Hersteller.
Grafik: Geschätzte US-Zollsätze nach Länder
Die gesamte Studie zur Autoindustrie kann hier heruntergeladen werden: LINK
Foto:
Zum Herunterladen: Gudrun_Meierschitz
Gudrun Meierschitz, Vorstand bei Acredia Versicherung AG
Rückfragehinweis:
Stefan Lindlbauer, Head of Marketing, Communications & Digital, Acredia Versicherung AG
Tel.: +43 (0)5 01 02-2150, E-Mail: stefan.lindlbauer@acredia.at
Susanne Wegscheider, Agentur com_unit
Mobil: +43 664 280 16 18, E-Mail: susanne.wegscheider@comunit.at
Über die Acredia-Gruppe
Acredia ist Österreichs führende Kreditversicherung und schützt offene Forderungen im In- und Ausland im Gesamtwert von über 35 Milliarden Euro. Acredia ist ein Tochterunternehmen von Oesterreichische Kontrollbank AG und Allianz Trade, des Weltmarktführers bei Kreditversicherungen.
2023 betrug der Umsatz der Acredia-Gruppe insgesamt 95,2 Millionen Euro.
Acredia hat sich im Rahmen des United Nations Global Compact freiwillig verpflichtet, Strategie und Geschäftstätigkeit an den universellen Prinzipien zu Menschenrechten, Arbeit, Umwelt und Korruptionsbekämpfung auszurichten und Maßnahmen zu ergreifen, um gesellschaftliche Ziele voranzubringen. www.acredia.at